Festlegung von Warn- und Aktionswerten für die biologische Belastung
Warum sollten Warn- und Aktionsschwellen für die Biobelastung festgelegt werden?
Die Festlegung von Grenzwerten für die mikrobiologische Belastung (Bioburden) ist eine regulatorische Anforderung, um eine gleichbleibende mikrobiologische Qualität vor der Sterilisation sicherzustellen. Die Kontrolle der Menge und Art der Mikroorganismen in der Bioburden eines Produkts ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des erforderlichen Sterilitätsniveaus. Die Ergebnisse werden als Trends ausgewertet, und einzelne Messwerte weisen nicht zwangsläufig auf ein Problem im Zusammenhang mit der Sterilisation oder dem ermittelten Sterilitätsniveau des Produkts hin. Die Kenntnis der Mikroorganismenarten kann zudem hilfreich sein, um die Auswirkungen eines erhöhten Bioburden-Trends auf die Sterilitätssicherheit des Produkts zu beurteilen.
Was ist, wenn keine historischen Daten zur Biobelastung des Produkts verfügbar sind?
Üblicherweise werden Warn- und Aktionsschwellen für ein Produkt anhand historischer Bioburden-Daten festgelegt. Liegen solche Daten nicht vor , empfiehlt es sich, temporäre Warn- und Aktionsschwellen zu definieren, oft unter Verwendung von Daten aus den ersten Produktionschargen. Historische Bioburden-Daten ähnlicher Produkte können ebenfalls zur Festlegung temporärer Schwellenwerte herangezogen werden, sofern vergleichbare Herstellungsmaterialien, Konstruktion, Prozesse und Umgebungsbedingungen vorliegen.
Welche Faktoren sind bei der Festlegung von Warn- und Handlungsschwellenwerten für die Biobelastung zu berücksichtigen?
Bei der Festlegung langfristiger Alarm- und Aktionsschwellenwerte kann es wichtig sein, saisonale Schwankungen der Bioburden aufgrund von Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit oder Temperaturänderungen zu berücksichtigen, die sich auf die Anzahl, die Arten und die damit verbundene Resistenz gegen Sterilisation der auf einem Produkt vorhandenen Mikroorganismen auswirken können.
Bei der Festlegung von Aktions- und Alarmschwellenwerten sollten die Bioburden-Daten und eine Risikobewertung berücksichtigt werden. Bioburden-Alarm- und Aktionsschwellenwerte können beispielsweise zur Bewertung verschiedener Rohstofflieferanten oder zur Qualifizierung bzw. zum Nachweis der Kontrolle ausgewählter Lieferanten herangezogen werden und sind wichtig für die Bioburdenkontrolle bestimmter Inputstoffe, die in die Bioburden des Endprodukts einfließen. Die Bioburden im Endprodukt ist repräsentativer für die Herausforderung des Sterilisationsprozesses, und die Alarm- und Aktionsschwellenwerte für diese Bioburden-Messung könnten als kritischer für die Sicherstellung der Sterilität angesehen werden. Ein weiteres Beispiel wäre VDmax25, wo der obere Aktionsschwellenwert auf unter 1000 KBE begrenzt werden könnte, da dies der maximal zulässige durchschnittliche Bioburdenwert gemäß ISO 11137-2 Tabelle 9 für VDmax25 ist.
Bioburden-Alarm- und Interventionsgrenzwerte sind keine eigenständigen Akzeptanzkriterien, sondern dienen der Überwachung des Herstellungsprozesses. Bei der Festlegung dieser Grenzwerte sollten auch die angewandte Sterilisationsmethode und das Ausmaß der Übersterblichkeit berücksichtigt werden.
Wie wirken sich Prozessänderungen auf die Entwicklung der Biobelastung und die Festlegung von Grenzwerten aus?
Qualitätssysteme sollten einen Prozess und Maßnahmen zur Behandlung von Überschreitungen der Alarm- oder Interventionsschwelle umfassen. Änderungen am Herstellungsprozess als Reaktion auf einen überschrittenen Grenzwert können Auswirkungen auf bestehende Trends haben. Neue Daten zur Biobelastung sollten erhoben und bewertet werden, ob für den neuen/überarbeiteten Prozess neue Grenzwerte festgelegt werden müssen. Selbst wenn keine wesentlichen Änderungen am Herstellungsprozess, an Lieferanten oder anderen Faktoren vorgenommen werden, sollten die festgelegten langfristigen Biobelastungsgrenzwerte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, um ihre Angemessenheit sicherzustellen und sie gegebenenfalls anzupassen.
Welche Rolle spielt die Trendanalyse bei der Kontrolle der Produkt-Biobelastung?
Qualitätssysteme und -maßnahmen sollten berücksichtigen, dass die Biobelastung aus lebenden Mikroorganismen besteht. Daher schwanken Anzahl und Art der Mikroorganismen, und Biobelastungstests liefern Schätzwerte. Schwankungen in den Biobelastungsdaten sind nicht ungewöhnlich, und Datentrends folgen möglicherweise nicht den üblichen statistischen Verteilungen. In der Industrie ist es üblich, eine durchschnittliche Biobelastung zu ermitteln und die Varianz anhand von Standardabweichungen zu bestimmen, um Alarm- und Interventionsschwellen festzulegen. Beispielsweise werden ein bis zwei Standardabweichungen vom Durchschnitt für die Alarmschwelle und zwei bis drei Standardabweichungen für die Interventionsschwelle verwendet. Ziel der Grenzwertsetzung ist es, bei Beeinträchtigung der mikrobiologischen Qualitätskontrolle Alarme auszulösen. Es geht nicht darum, sich in einem permanenten Alarm- oder Interventionszustand zu befinden. Die Festlegung von Schwellenwerten dient dazu, Ergebnisse mit deutlich erhöhter oder verringerter Biobelastung zu identifizieren und deren Untersuchung zu erleichtern. Diese Ergebnisse könnten auf unbekannte Veränderungen oder Abweichungen vom Trend zurückzuführen sein. Es ist außerdem wichtig, Maßnahmen oder Reaktionen auf Ergebnisse wie „kein Wachstum“ oder „zu zahlreich zum Zählen“ (TNTC) zu definieren. Ein Trend wird üblicherweise anhand von drei oder mehr Datenpunkten betrachtet, und Bioburden-Daten sollten auf diese Weise behandelt werden. Allerdings kann auch die Untersuchung einzelner Abweichungen wesentlich zur Minderung des Patienten- und Produktrisikos beitragen.
Referenzen:
AAMI TIR106:2024 Mikrobiologische Methoden – Verständnis und Nutzung von Produkt-Bioburden-Daten
ISO 11737-1:2018 Sterilisation von Gesundheitsprodukten – Mikrobiologische Verfahren – Teil 1: Bestimmung der Mikroorganismenpopulation auf Produkten
ISO 11137-2:2013 Sterilisation von Gesundheitsprodukten – Strahlung – Teil 2: Festlegung der Sterilisationsdosis

